Die KIU – Kutaisi International University
Mitten in der Corona-Pandemie wurde 2020 eine kleine Eröffnung gefeiert – Georgiens neueste staatliche Universität in Kutaissi, unweit des Schwarzen Meers, soll für eine Internationalisierung der Bildungslandschaft der Kaukasusrepublik sorgen. Die ersten 500 Bachelor-Studierenden wurden vor vier Jahren aufgenommen. Mittlerweile sind 1200 Studierende eingeschrieben. Dozenten aus Bayern gehören zu den Professoren. Geht es nach der Regierung in Tbilissi wird in Kutaissi mit Blick auf den EU-Beitritt Georgiens die Elite der Zukunft nicht nur Georgiens ausgebildet. Federführend beim Aufbau dieser internationalen Universität ist die Technische Universität München, von der jetzt zahlreiche Professoren bei der Einweihung des Vorlesungsgebäudes anwesend waren.
Grillen zirpen, Frösche quaken. Wind raschelt durch das Schilf des großen künstlichen Sees, der in ein kleines Wasserkraftwerk mündet für die Stromerzeugung. Dazwischen in einem weitläufigen Eichenwald knallbunte, in rot, blau, grün und orange gehaltene, modernst ausgestattete Studentenwohnheime, in Sichtweite die künftigen Vorlesungs-und Forschungsgebäude im Rohbau.
Entworfen am Reissbrett von Stuttgarter und georgischen Architekten entsteht hier der Idealcampus der Zukunft nach dem Vorbild der Technischen Uni München und ganz konkret nach den Vorstellungen vom Altpräsidenten der Münchner Exzellenzuniversität Wolfgang Herrmann. Das was in Deutschland, in Garching für ihn nicht möglich war soll hier umgesetzt werden.
Man hat von Anfang an die Ziele richtig definiert, nämlich Internationalität, die den übrigen Universitäten Georgiens fehlt, dann internationale Besetzung der Professuren, und Themenfelder, Studiengänge, die auch einen technischen Bezug haben, um die Vorbereitungen zu treffen für ein unternehmerisches Umfeld.
Kein Wunder, dass Herrmann bei seinen Georgien-Besuchen auch Wirtschaftsvertreter deutscher Firmen wie Bosch mitnimmt. Für das geplante Hadronenzentrum, wichtig in der Krebsforschung, und die neue medizinische Fakultät werden Medizinkoryphäen der TUM-Klinik angeworben, wie der Institutsleiter Chirurgie, ebenso der Leiter der Uni-Kinderklinik und der emeritierte Chef des Münchner Herzzentrums. Ein Angebot auch an deutsche Studierende.
Wir wollen und werden dieselbe Qualität in Forschung und Lehre haben wie in Europa, deshalb die Kooperation mit Europas führenden Technischen Universität München, alle Programm werden gemeinsam koordiniert, Altpräsident Herrmann ist unser Ehrenpräsident, es ist also ein sehr sehr wichtiges Projekt.
So Georgiens Wissenschaftsminister Giorgi Amilakhvari, ebenso anwesend bei der Eröffnung wie Premierminister Irakli Kobakhidze.
Diese im Georgien ungewohnte praktische Verortung der theoretischen Uniausbildung in der Wirtschaft kommt gut an bei den Studierenden.
Managementstudentin Viktoria Bhodokia:
Ich bin tatsächlich aus Kutaissi und wollte nicht in Tbilissi studieren, da habe ich das neue Angebot der KIU gesehen und gleich gedacht, da muss ich dabei sein. Das war wirklich meine beste Entscheidung, weil ich hier etwas lerne, was sonst in Georgien nicht möglich ist.
Ihr Dozent ist der Münchner Rupert Brandmeier, Wirtschaftsethiker und Experte für Unternehmensstrategie mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Er baut das Bachelorprogramm Management auf, eines der drei bisherigen Studienfächer.
Also die Aufbauarbeit in dieser Kaukasusregion hat mich sehr gereizt und war der Initalaspekt zusammen mit meiner Frau, sie unterrichtet hier den HR-Bereich, wir beiden haben uns damals entschlossen, die Professuren anzunehmen.
Claus Christian Carbon, Lehrstuhlinhaber an der Universität Bamberg für Allgemeine Psychologie- und Methodenlehre leitet maßgeblich das geplante Doktorandenprogramm:
Das wird Innovation Science heißen, ich mache also sehr viel zu Innovation Leadership. Wir wollen also Menschen dazu bringen, dass sie theoretisch aber auch praktisch zu Leadern werden, aber vor allem um Innovation in Unternehmen zu ermöglichen. Das was Deutschland eigentlich mal ausgemacht hat und wir mittlerweile vermissen, das will ich in Georgien und mit Deutschland, speziell Bayern machen.
Garant für die Umsetzung dieser Ziele soll der gebürtige Georgier und neue Unipräsident Giorgi Khubua sein. Als ehemaliger Präsident der privaten Steinbeis Hochschule Magdeburg und zuvor Koordinator für Hochschulpolitik und Hochschulmanagement an der TU München hilft sein weitläufiges deutsches Wissenschaftlernetzwerk beim Aufbau der internationalen Professorenschaft. Zudem kennt er als ehemaliger Rektor der staatlichen Uni Tiflis 2006 bis 2010 die nationale Bildungslandschaft:
Das ist eigentlich die erste staatliche neugegründete Universität in Georgien und unser Ziel ist mit diesem Projekt, die ganze Hochschullandschaft in Georgien zu ändern und nicht nur in Georgien.
„Ausbildung bildet Zukunft“, unter diesem Motto wird die neue Universität maßgeblich von der georgischen Cartu-Stiftung finanziert, mit einer Milliarde Euro, erklärt Stiftungsvorsitzender Nikoloz Chkhetiani. Dass dahinter der frühere Premierminister des Landes, Bankier und umstrittener Oligarch Bidsina Ivanishvili steht, spielt für den Mitinitiator der KIU, den langjährigen TUM-Präsidenten Herrmann nur eine untergeordnete Rolle.
ENDE