Das erste Jahr Malaria-Impfung in Afrika.

Vor einem Jahr startete hier die Malaria-Impfung im Kreiskrankenhaus von Soa/Kamerun

Malaria gehört zu den gefährlichsten Krankheiten der Welt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass im Jahr 2022 249 Millionen Menschen weltweit von der Krankheit betroffen waren. Das am stärksten von Malaria betroffene Gebiet der Welt ist Afrika. 94 Prozent der Malariafälle und 95 Prozent der Todesfälle entfallen auf die afrikanischen Länder. Lange wurde an einem Impfstoff geforscht. Vor genau einem Jahr, Ende Januar 2024, starteten die weltweit ersten regulären Impfungen gegen Malaria in einem kleinen Bezirkskrankenhaus in Kamerun, nahe der Hauptstadt Jaunde. Zum Link hier.

Bericht im DLF, Januar 2025

www.deutschlandfunk.de/ein-jahr-malaria-impfung-in-kamerun-erfolg-fuer-who-projekt-100.html

An diesem Montag morgen sind die Holzbänke vor dem kleinen, separaten Impfgebäude locker belegt. Erwachsene lassen ihren Impfschutz auffrischen. In Decken gehüllt halten junge Frauen ihre wenige Monate alten Kleinkinder auf dem Schoß:

Meine Tochter ist jetzt drei Monate alt. Ich möchte sie impfen lassen, um sie gegen die Krankheit abzusichern. Es gibt hier sehr viele Malariafälle und ich kann sie mit dem Moskitonetz nicht ausreichend schützen.

Die kleine Kommune mit Universität und rund 30 000 Einwohner gehört zu den endemischen, besonders betroffenen Malariagebieten im Zentrum Kameruns, nahe der Hauptstadt Jaunde. Eine gemischt ländliche und städtische Bevölkerung. Der Grund, warum hier vor einem Jahr, Ende Januar 2024, die weltweit – und vor allem für Afrika – erste reguläre, kostenlose Malaria-Impfung gestartet wurde.

Heute haben wir bereits fünf Kinder geimpft, drei im Alter von sechs Monaten und zwei im Alter von sieben Monaten. Mittwochs ist unser Impftag, dann kommen die Frauen, die sich oft gegenseitig überzeugen, gemeinsam mit ihren Babies her.

Die Vierfachimpfung im Alter von sechs, sieben, neun und 24 Monaten geschieht durch den Impfstoff Mosquirix, auch RTS,S genannt, erklärt Krankenpflegerin Jonté Belashi.

Entwickelt wurde dieser von dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline in den 1980er Jahren. Zu 75 Prozent soll ein Schutz gewährleistet sein für mindestens zwei Jahre. Die Wirksamkeit wird als mäßig eingeschätzt. Für Jonté Belashi. trotzdem ein Erfolg:

Nach der neuesten Erhebung ist die Zahl der Malariaerkrankungen bei geimpften Kindern stark zurückgegangen. Normalerweise hatten wir hier jeden Monat viele Krankenhauseinweisungen von kleinen Malariapatienten, das ist seit einem Jahr viel weniger geworden.

Auch Klinikleiter Ekani Boukar lässt Kritik an der Malariaimpfung für Säuglinge, die unter dem PEV, dem staatlichen erweiterten Impfprogramm läuft, nicht gelten:

Schauen wir uns doch mal die Zahlen an: Die Statistik zeigt uns, dass die Anzahl der an Malaria erkrankten Kinder signifikant zurückgegangen ist. Bis heute haben hier 745 Kleinkinder die erste Impfung erhalten, über 500 die zweite und knapp 440 die dritte, Nach der ersten Impfung lässt das Interesse der Eltern nach, aber insgesamt konnten wir 1734 Kleinkinder versorgen.

Bedenken, die Impfung könne den Kleinkindern schaden oder sei eine Form der Bevölkerungskontrolle, sind mittlerweile ausgeräumt, meint Klinikchef Ekani. Die Akzeptanz ist, anders als bei den Impfungen gegen Corona vor drei Jahren, gestiegen. Lokale Aufklärungskampagnen von staatlicher Seite konnten Eltern von Kleinkindern von dem Nutzen der neuen Malaria-Impfung überzeugen.

Wenn man sagt, die Impfung würde von der Bevölkerung abgelehnt werden, dann sagen die Zahlen etwas anderes. Die Menschen akzeptieren es.

Kritik aus der Bevölkerung richtet sich vor allem gegen eines: die fehlende Bekämpfung der Malaria-Anopheles-Mücken. Die Ursachen würden mit der Impfung nicht bekämpft, sondern nur die Wirkung. Allgegenwärtiger Plastikmüll, die wachsende Zahl von Überschwemmungen durch veränderte Wetterverhältnisse und generell fehlende Hygiene in den ärmeren, ländlichen Gegenden lässt die Mückenschwärme zunehmen. In den 1970er und 1980er Jahren seien die Kommunen regelmäßig gegen Mücken gespritzt worden, das sei lange vorbei.

Fragt man diese Frauen auf dem Markt von Soa beginnt eine hitzige Diskussion:

Malaria, das bringen die Kinder aus der Schule mit. Dort werden sie Mücken gestochen, und bringen die Krankheit von dort mit. Dann ist die Ernährung oft nicht ausreichend. Was sollen wir denn unseren Kindern sagen? Warum sorgen sie nicht für eine ausreichende Insektenbekämpfung? Man müsste eine Lösung gegen die Mücken finden, in ganz Afrika.

Wenig Verständnis gibt es außerdem für die Altersbeschränkung der Malaria-Impfung, der offizielle Grund: Zuwenig Impfstoff und Kleinkinder bis zwei Jahre. zuerst. Ältere Kinder müssen häufig teure Malaria-Medikamente einnehmen zur Prävention. Bricht die Krankheit aus werden kostenpflichtige Infusionen verabreicht, für Familien eine finanzielle Herausforderung:

Wenn man sein Kind gegen Malaria schützen will, geht mn zur sowieso Vorsorge ins Krankenhaus und holt in der Apotheke Medikamente zur Prävention.

Sagt diese Mutter. Noch sind die Erfahrungen nach einem Jahr Malariaimpfung nicht abgeschlossen. Man müsse die Bevölkerung noch mehr mitnehmen, sagt Krankenhausdirektor Ekani Boukar selbstkritisch. Bislang gebe es keine Engpässe bei den Impfdosen. Nachdem sein Krankenhaus im Januar 2024 startete sind mehrere weitere Bezirkskrankenhäuser dazugekommen. Insgesamt 42 Gesundheitszentren nehmen mittlerweile teil, 366 000 Impfdosen seien dem Land zu Verfügung gestellt worden, teilt die Weltgesundheitsorganisation WHO zum einjährigen Jubiläum mit. Noch im August sei man unter der Durchimpfungsrate geblieben, bis Dezember 2024 habe man aber 65 Prozent der Kleinkinder erreicht. Im Jahr 2024 haben 13 Länder in Afrika, darunter Nigeria, Benin und Burkina Faso, den Malariaimpfung routinemäßig eingeführt, unterstützt von der WHO. Der angekündigte Rückzug der USA als größter Geldgeber aus der WHO beschäftigt auch Klinikdirektor Ekani Boukar und sein Personal, auch wenn der Impfstoff von der internationalen Impfallianz GAVI mitfinanziert wird:

Wir haben doch als Entwicklungsland gar nicht die Ressourcen, das selber zu stemmen, die WHO zu verlassen ist nicht nachvollziehbar, es ist eben Politik.

Die USA sind der größte Unterstützer der WHO, das wird für uns schwierig. Noch hoffen wir, dass die Entscheidung der USA rückgängig gemacht wird, denn wir sind von der Unterstützung der WHO abhängig.

ENDE