Habibi-Kiosk. Neues Schau-Fenster für die Münchner Kammerspiele

Seit knapp einem halben Jahr ist die Regisseurin und ehemalige Intendantin des Theater Freiburg Barbara Mundel Chefin der Münchner Kammerspiele. Coronabedingt setzt das Haus an der Maximilianstraße derzeit auf Livestreams, wie kürzlich “Gespenster” über die Familie Mann.

Doch die Kammerspiele wollen nicht nur digital sichtbar bleiben, sondern auch ganz analog – mit Hilfe des Habibi-Kiosk.

Bericht im ORF Ö1
Habibi-Kiosk an der Münchner Maximiliansstraße mit Eröffnungs-Performance “Dr. Berg”

Luxushotels, Luxusläden und dazwischen – ein Kiosk.

Die Münchner Kammerspiele setzen nach der prägenden Ära Lilienthal auf eine weitere Öffnung des Theaters hinein in die Flaniermeile der Stadt, die Maximilianstrasse.

Mittendrin der Kiosk, Sinnbild für einen unaufgeregten, stationären Tändler-Bauchladen, ein Begegnungsort für die Stadtgesellschaft. Genau das richtige Symbol für das aufgrund der Pandemie-bedingten Schließung bislang noch wenig sichtbare Konzept der neuen Leiterin Barbara Mundel, die damit viele Menschen erreichen will:

Die sagen, das ist unser Raum, wir wollen hier etwas machen, wir haben was zu erzählen, und ich hoffe, dass hat dann so eine Energie, die auch in andere Räume drängt.

Der Habibi-Kiosk, für Habibi wie arabisch Liebling oder Freund, ist – aus Platzgründen – kein alleinstehendes Häuschen, sondern die ehemalige Ticketverkaufshalle der Kammerspiele, rund 50 Quadratmeter groß, quadratisch, mit großen Frontfenstern hin zur Maximilianstrasse. Zur Eröffnung bespielt mit der Live-Realsatire zum deutschen Gesundheitswesen. Inklusions-Ensemblemitglied Fabian Moraw als smarter Dr. Berg, in Coronazeiten besonders geschäftstüchtig:

Ja, hallo?

Dr. Berg?

Hier ist Dr. Berg in der Praxis…

Schaufenster-Gesicht des neuen Ensemble

Der Habibi-Kiosk soll er im wahrsten Sinne “Schaufenster der Kammerspiele” sein, immer mittwochs und freitags, ab April auch samstags. Kuratiert von Rania Mleihi, Theatermacherin aus Damaskus und Sebastian Reier, eigentlich DJ und jetzt Dramaturg im neuen Kammerspielensemble:

Das Schaufenster ist für uns ganz wichtig. Der Kiosk ist ja gedacht als Ort, wo sich Menschen begegnen, die sich sonst nicht begegnen können. Wir sind einerseits zurückgeworfen in den digitalen Raum, indem wir herstellen müssen, dass Perspektiven sichtbar werden auf eine Stadt wie München – globale Perspektiven wie auch globale Perspektiven, die in der Stadt schon vorhanden sind, aber nicht so oft zu Gehör kommen.

Es ist eine Einladung für die Menschen, das Haus kennenzulernen. Wir sind neue Gesichter in der Stadt. Wir hatten eine Chance, vor der Schließung einen Monat zu spielen als wir angefangen haben. Aber das Publikum und die Stadt kennt uns nicht. Deswegen brauchen wir so ein Gesicht.

Online-Eröffnung des Habibi-Kiosk mit Intendantin Barbara Mundel (links), Generalsekretär Goethe-Institut Johannes Ebert und Freie-Szene-Vertreter Tuncay Acar

Kooperation mit der Freien Szene und dem Goethe Institut

Konzerte, Performances, Ausstellungen, Installationen – die freie Szene Münchens ist mit ihren Ideen ebenso eingeladen wie Deutschlands Auslands-Kultureinrichtung Goethe-Institut. Die Grenzen zwischen inländischer und auswärtiger Kulturpolitik können heute nicht mehr so strikt gezogen werden wie früher, ist Generalsekretär Johannes Ebert überzeugt. Er möchte die weltweiten Kontakte der Goethe-Institute zu ausländischen Künstlern nutzen und schickt Ende Februar erste Vertreter aus Athen und Venezuela in den Kiosk:

Das Goethe-Institut hat da die Aufgabe übernommen, die es übernehmen soll, nämlich Stimmen einzuladen aus dem Ausland und zu diskutieren, sich zu zeigen, Fragestellungen aufzunehmen, aber in der Tat werden wir das Projekt im Laufen entwickeln.

Digital im Internet oder analog im Vorbeigehen – der Zugang zum Angebot des Habibi-Kiosk ist direkt vor Ort mit einem zu scannenden QR-Quode auf der Fensterscheibe möglich. Oder auf der Webseite der Münchner Kammerspiele.

Ob Pandemie oder nicht.

ENDE