Kunst im Impfzentrum.

Künstler leiden besonders unter den derzeitigen Einschränkungen. Einen kreativen Weg geht die Künstlergemeinschaft Straubing in Niederbayern. Statt ihre Winterausstellung komplett abzusagen, sind die Kunstwerke jetzt prominent und viel umfangreicher als geplant im örtlichen Impfzentrum zu sehen.

Bericht im ORF Ö1

Bericht im Deutschlandfunkkultur Fazit & Radio Bremen

Kunstaustellung einmal anders: Ein mobiles Waschbecken, Desinfektionsflaschen, Fiebermessgerät. Fast schon eine Installation für sich, doch das Pflichthygieneritual gehört zur städtischen Anmeldestelle von Straubings Impfzentrum – kommunale Messehallen, die eiligst im Dezember umgebaut wurden. Überall abteilweise mit grauen Moltonmatten abgehängt. Und davor: Kunst und richtige Ausstellungskataloge:

Jetzt ist mal die Kunst zu dem Menschen gekommen und nicht Besucher, Kunstinteressierte, die sich innerhalb dieser Kunstblase bewegen in einem fertigen Kunstraum.

Das Kriterium Pandemie spielte in diesem Jahr bei der Jury eine besondere Rolle, sagt der Vorsitzende der Straubinger Künstlervereinigung Erich Gruber. Der weißbärtige, 74-Jährige kann sich vor Anfragen aus der Öffentlichkeit derzeit nicht retten, sogar ein britisches Online-Kunstportal hätte ein Interview angefragt.

Natürlich ist es kein Ausstellungsraum und das war auch die große Herausforderung, sich da anzupassen zu können, die Herausforderung ist gewesen, dass wir da umstrukturieren und umplanen können mit den Arbeiten.

Bunte Feldblumen, blühende Gladiolen, helle Collagen zum Thema Fernweh, ein Querformat mit abstrakten, sich küssenden und umarmenden Personen, eine Marmorbüste mit Plastikmaske.

Ein gewisser Fatalismus: Jetzt erst recht!

Kunst vor und während des Impfens, das wirkt bizarr, aber auch genial: Denn erstens: die Schau des Künstlerbundes hätte sonst gar nicht stattfinden können, und zweitens: Wo kann man schon so ein großes, vielfältiges Publikum erreichen? Und es gelingt ihnen, die Resonanz ist riesig, sagt Johannes Burgmayer, Sprecher der Stadt Straubing:

Der vorrangige Zweck der Einrichtung ist natürlich nach wie vor das Impfen, das steht primär im Vordergrund, aber als die Künstler von Straubing auf uns zugekommen sind, die Gemeinschaft Bildender Künstler mit diesem Vorschlag, da waren wir natürlich schon auch sehr angetan davon, auch unter dem Aspekt, dass die Künstler ja besonders unter den Einschränkungen der Pandemie zu leiden haben.

Man habe zwei wichtige Dinge, Kunst und Impfen, gut zusammenbringen können, ist die Stadtspitze überzeugt. Dieser Arzt, der im Impfzentrum arbeitet, äußert sich ähnlich:

Ja, also ich finde, dass ist eine großartige Idee. Die Atmosphäre des Impfens ist für den einen oder anderen Bürger sicherlich ungewohnt, befremdlich, vielleicht auch verunsichernd. Und wenn das Auge dann an solchen schönen Kunstwerken hängenbleibt, ist das auf jeden Fall eine Freude.