Erstes Hotel in Bayern führt Impfpflicht ein

In den bayerischen Tourismusorten herrscht derzeit Hochbetrieb. Die Hotels sind voll ausgelastet, in den Biergärten darf wieder gefeiert werden. Die Campingplätze sind ausgelastet. Während die CSU eine neue Bewertungsstrategie für die Pandemie ins Spiel bringt, dass nämlich künftig statt des Inzidenzwertes ein “dynamischer 3i-Wert” gelten soll – Impffortschritt, Intensivbettenauslastung und Inzidenz – schafft ein Hotelier in Garmisch-Partenkirchen Fakten. Bei ihm dürfen nur noch geimpfte Gäste übernachten.

Impfpflicht für Hotels? Das sorgt für Diskussionen.

Bericht im DLF Deutschland Heute

Entspannt liegen die Hotelgäste der Garmischer Obermühle in ihren Liegestühlen, Blick auf die Zugspitze, weiße Bademäntel, leise Hintergrundmusik. Das Vier Sterne-Haus ist komplett ausgelastet für die nächsten Monate.

75 Prozent der Zimmer werden momentan angeboten, als Hygienemaßnahme. Außerdem steht ein digitaler? Fiebermessautomat direkt am Empfang beim Einchecken. In Kürze muss jeder Gast, älter als 18 Jahre, zusätzlich seinen Impfausweis vorlegen:

Tja, warum meine ich, dass das hilft? Ich bin jemand, der auf die Wissenschaft vertraut und die hat uns ja die letzten anderthalb Jahre begleitet und aufgezeigt, wie wir mit der Pandemie umzugehen haben… Wir hatten im letzten Jahr einen vorgezogenen Lockdown, unser Betrieb wurde geschlossen aufgrund von positiven Fällen unter Gästen und Mitarbeitern.

Sechseinhalb Monate war Christian Wolfs Hotel geschlossen, davor, 2020, ab Mitte März bis Ende Mai. Die Übergangshilfen, im November 2020 beantragt, wurden im April 2021 ausbezahlt. Das wolle der Hotelier nicht noch einmal erleben, erzählt er.

Seit Mitte Mai kann Wolf wieder Gäste empfangen, vor der Hoteltür steht ein Testmobil für Schnell- und PCR-Test. Die Sommersaison läuft gut, die Wandersaison im Herbst darf nicht wieder ausfallen, deshalb entschied sich der Hoteloer für die Impfpflicht in seinem Haus. Wer den Nachweis bei Check-in nicht erbringen kann?

„Ja, gut, dann wird er bei uns nicht übernachten dürfen, ganz einfach. Wir weisen auf unserer Homepage darauf hin, wir weisen bei unseren Angeboten darauf hin und in der Reservierungsbestätigung, es ist unübersehbar, man kann es nicht überlesen, und dementsprechend gehen wir davon aus, dass die Gäste es zur Kenntnis genommen haben.“

Die Obermühle in Garmisch ist damit das erste Hotel in Garmisch das Ernst macht: Aufenthalt nur gegen schriftlichen Corona-Impfnachweis, gelben Impfpass oder digitalen Nachweis.

Der Verantwortliche des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands für Garmisch-Partenkirchen, Christian Bär, führt selbst ein Hotel in Murnau am Staffelsee. Derzeit voll ausgebucht.

Das Vorpreschen seines Kollegen sieht er mit gemischten Gefühlen

„Wir denken über alles nach, was uns in die Zukunft bringt und was sinnvoll ist, und ich denke, dass es für jeden Gastronomen und Hotelier erlaubt sein muss, selber seine Entscheidungen zu fällen. Ich persönlich denke da nicht darüber nach. Ich denke, dass es viel zu früh ist und es viele Leute gibt, die sich noch nicht impfen lassen konnten, es gibt sehr viele, die Kinder haben, wir haben sehr viele Familien im Haus, und ich möchte da niemanden ausschließen und denke, dass wir das vorerst nicht einführen, wenn es nicht zur Pflicht wird.“

Nicht nur Christian Bär ist zwiegespalten. Die Impflicht in der Obermühle Garmisch sorgt auch unter den anderen Hotelierinhabern und -inhaberinnen der Gegend für Diskussion. Bleiben die Gäste aus, wenn eine Impfpflicht kommt? Oder kommen sie tatsächlich lieber in ein Hotel, wo alle volljährigen Gäste geimpft sind?

„Ich möchte dem Kollegen da nicht zu nahe treten, weil das kann jeder für sein Haus selbst entscheiden, und das muss auch erlaubt sein.“

Garmisch-Partenkirchen, Murnau, das Ammergebirge gehören zu den Hotspots des bayerischen Tourismus. Nicht nur deutsche Gäste fahren gern ins Zugspitzland, auch arabische Gäste verbringen ihre Zeit gerne in Garmischs Fußgängerzone . Thomas Geppert, Dehoga-Chef für Bayern, glaubt nicht an eine generelle Impfpflicht für Hotels:

An sich ist das Gastgewerbe eine Branche, die offen für alle ist. Deshalb halten wir einen Zutritt nur für Geimpfte als äußerst schwierig, auch nicht sinnvoll, denn die Schutz- und Hygienekonzepte funktionieren ja. Wir sind nachweislich sichere Bereiche und keine Pandemietreiber.

Jeder Unternehmer habe sein Hausrecht und könne es selbst entscheiden, betont Geppert. Generell lehnt der Verband dieses Vorgehen ab, auch wenn die Inzidenzwerte wie derzeit wieder steigen:

Das wird sehr kontrovers diskutiert, und das muss jeder für sich entscheiden. Das was oberster Maßstab ist, ist die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter und Gäste. Da sehen wir eben mehr Möglichkeiten über eben die 3G, das heißt auch für Getestete das zu ermöglichen. Wir haben jetzt die Pflichttestung für Reiserückkehrer, das heißt, da wird ein Testkonzept verlangt, da wird anerkannt, dass das Testkonzept Sicherheit bietet. Warum soll es dann bei den Hotels in Bayern nicht angewendet werden?

Letztlich entscheiden die Gäste bei der Buchung, ob sie die Impflicht gut finden und akzeptieren oder eben nicht. Die Gäste der Obermühle Garmisch möchten dazu nicht befragt werden, ohne Mikrofon geben sie zu, dass sie sich wundern, warum trotzdem noch Hygienemaßnahmen wie Abstand halten und Maske tragen gelten sollen.

ENDE