Zur Zukunft der Transnationalen Bildungs-Projekte in Asien

Dependance der TU München in Singapur – TUM Asia

Man kennt die Deutsche Universität in Kairo, die Deutsch-Türkische Universität, aber es gibt auch die Deutsch-Vietnamesische Universität, die TUM Asia. Transnationale Bildungsprojekte TNB Deutschlands. Achtzehn von ihnen liegen in Asien, fünf davon in China, drei in Indonesien. Jetzt sehen sich die deutschen Standorte in Asien mit einer politischen „Zeitenwende“ konfrontiert.

Bericht DLF Campus & Karriere Okt 2022

Natürlich haben wir im Hintergrund schon seit Monaten und Wochen schon die ersten Gespräche, was wäre wenn die Krise zwischen dem Westen und China eskaliert und wir als deutsche Universität keine chinesischen Studierenden mehr hätten… Da haben wir jetzt auch keine adhoc-Lösung, wie wir diese Lücke füllen könnten.

Markus Wächter als Chef der TUM Asia in Singapur weiß, es könnte eng werden. Mit Blick auf die wachsenden Spannungen zwischen Europa und Asien, vor allem China, stellt sich seine gerade 20 Jahre alt gewordene asiatische Dependance der Technischen Universität München auf grundlegende Veränderungen ein. Unter den derzeit 600 Studierenden am Campus im Westen von Singapur stammen immer mehr aus Indien. Lange habe sich die TUM Asia mit seinen Ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiengängen auf chinesische Studierende konzentriert, bei denen man jetzt Wanderbewegungen beobachtet. Bislang noch zugunsten Singapurs:

Wir sehen eher positive Auswirkungen durch den Unwillen und die fehlenden Möglichkeiten für chinesische Studierende in die USA zu gehen wie früher oder dass auch einfach Länder wie USA, Großbritannien oder Australien aus chinesischer Sicht nicht mehr so interessant wahrgenommen werden, dass heißt, da profitiert Singapur definitiv noch.

Mitarbeiter und Leitung der TUM Asia im Headoffice

Der kleine Inselstaat setzt soweit möglich auf Neutralität, zu wichtig ist der Nachbar China. Von dieser neutralen Haltung und der Nähe zu China profitiert die deutsche Dependance in Singapur, der gute Ruf und die Rankingergebnisse der Technischen Universität München tun ihr übriges – noch. Im Gegensatz zu früher gehen die die chinesischen Studierenden aber gleich zurück in die Heimat.

Also die Kooperationen werden langsam, wie soll ich sagen, weich. Niemand will sie beenden, aber man sucht nach Alternativen.

Sagt Susanne Otte, DAAD-Regionalbeauftragte für Asien und lange selbst in China zu Hause. Über ihre persönlichen Kontakte zu chinesischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beobachtet sie die schleppende Entwicklung nach den Covid-Schließungen mit Sorge:

Mir haben Hochschulen erzählt, wir schicken unsere Leute jetzt nach Taiwan. Alle Hochschulen berichten uns, wir schauen jetzt, ob Indien nicht auch ein interessanter Partner ist. Keiner weiß so richtig, wie es mit China coronamäßig weitergeht, auch im nächsten Sommersemester nicht, wir hoffen auf den Herbst. Die Freiräume für die Zusammenarbeit werden kleiner, weil die chinesischen Hochschulen einfach vielmehr gegängelt werden, politisch. Und wenn ich vergkeiche, was wir damals noch machen konnten – Durchführung von Veranstaltungen mit außeruniversitären Partnern – und ich vergleiche das mit dem, was ich heute höre ist ds ein himmelweiter Unterschied, es muss alles vorher angemeldet werden, es ist nie klar, ob man das auch genehmigt kriegt.

Erschwerend kommen die geplanten Kürzungen beim DAAD hinzu, der bis zu 6000 Stipendien zum Opfer fallen könnten und damit auch Aufenthalte für asiatische Studierende in Deutschland.

Das bedauert man auch an der 2014 von der Technischen Universität Ilmenau in Jakarta gegründeten International University Liaison Indonesia, kurz IULI. Noch nie seien laufende Finanzierungsvereinbarungen nicht eingehalten worden, sagt Peter Scharff, Chemieprofessor der TU Ilmenau:

Ich persönlich gehe davon aus, dass wir als Wissenschaftler ein One-World-Prinzip verfolgen, wir sind eine Welt, wir sind eine Welt der Wissenschaft, und wenn es die letzte Tür, die noch offen ist, dann sollte es die Tür der Wissenschaft sein.

Die TU Ilmenau bietet wie bisher die begehrten deutsch-indonesischen Abschlüsse in Maschinenbau, Flugzeugbau und -wartung, Lifescience und Chemie an. Auch Indonesien versuche sich in Diplomatie und Neutralität betont Scharff, was eine Zahl von 60 Neueinschreibungen dieses Wintersemesters zeige. Viel zu wenig. Das versuche er und seine flying faculty aus deutschen Professoren mit innerasiatischen Kooperationen zum Beispiel mit der TUM Asia oder Taiwan aufgefangen. Vermehrt online.

Ja, es gibt schon Leute, die jetzt sagen, dieses Motto „Wandel durch Austausch“ ist gescheitert und das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ganz im Gegenteil. Also ich bin der Meinung, wir müssen weiterhin investieren auch wenn es schwieriger wird. Wir müssen sehen, dass wir uns weiter vernetzen und weiter an dieser Idee eines globalen Miteinander arbeiten.

Zur TUM Asia gehört auch TUM Create als Forschungshub neben den weltweit wichtigsten Universitäten

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