Auf Island hat jetzt das Airwaves Festival begonnen. Nach Lockdown und Pandemiebedingter Absage können die Künstler heuer wieder live auftreten. Das 2002 gegründete Festival hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach zwei Jahren Zwangspause ist die kreative Plattform der isländischen Musikszene wieder da.
Fast hätte es das Airwaves Festival heuer auf Island nicht mehr gegeben. Der Lockdown, zwei Jahre Zwangspause, steigende Preise:
Es war wirklich hart für uns alle, keine Auftritte, keine Shows mehr, wie alle Künstler. Klar, versuchten wir uns auch an einem online-Musikvideo via Zoom, hatten einige Ideen, aber der Liveauftritt ist durch nichts zu ersetzen.
Der Sängerin von Islands Indieband Töchter von Reykjavik, Thura Stina ist die Erleichterung anzuhören. Back to the Roots, das diesjährige Motto, heißt auch für die acht Frauen Rückbesinnung auf die Anfangsjahre, die sichtlich überstandene Pandemie als Chance zu begreifen.
Wir müssen doch sehen, dass fast drei Jahre lang keine neue Musik aufgeführt werden konnte, vieles ist komplett neu in diesem Jahr und war noch nie auf der Bühne, wo gibt es dann schon. Das macht ds Festival heuer besonders faszinierend.
So der isländische Musikmanager Toti Stefansson.
Das einstmal kleine Indiefestival, für das Islands bekannteste Sängerin Björk sogar ihre alte Band Sugarcubes reaktivierte, war vor der Pandemie zu einem gewaltigen Poptreffen mutiert. Kein Wunder, dass der jetzige vorsichtige Neustart mit nur drei Tagen, 83 Bands und 8000 Besuchern vor allem positiv gesehen wird, sagt Festivalchef Isleifur Thorhallsson:
Wirklich niemand vermisst diese Unmenge an Konzerten. Das Festival wird ja nicht schlechter, wenn wir und beschränken, im Gegenteil. Das Programm ist jetzt intensiver und vielfältiger und das Publikum bestätigt uns: Wir sind ausverkauft.
Erstmals geht das Airwaves neue Wege Richtung Osteuropa und Asien. Nicht nur die ukrainische Band Go_a wurde eingeladen, auch die pakistanische Grammygewinnerin Arooj Aftab ist in der Airwaves eigenen Clubatmosphäre in downtown Reykjavik zu erleben.
Wir wollen künftig auch Sängerinnen und Sänger aus Ländern hierherholen, die keiner kennt und ihnen eine Plattform auf unserem Festival bieten. Hier achten viele Menschen aus Europa und Amerika, Musikmanager, Festivalchefs darauf, wen wir auf die Bühne holen.
Wie wichtig das Airwaves für Islands Wirtschaft und auch Selbstverständnis als Kulturnation ist, zeigt die Eröffnung des Festivals durch Islands Staatspräsidenten Guðni Th. Jóhannesson persönlich:
Das heißt, wir sind wieder zurück in der Normalität, wir können wieder gemeinsam Musik genießen und Gäste von außerhalb empfangen und wir vergessen nicht, dass es auch unsere Musiker waren, die uns die Lockdown-Zeit erträglicher gemacht haben.
Zwei Jahre Zwangspause, das ist vorbei, verspricht Islands Staatspräsident.
In diesem Jahr wird noch einmal live gestreamt, dieses Mal kostenlos – ein weltweites Angebot an neugierige, künftige Besucher des kleinen, aber feinen November-Festivals auf Europas nördlichster Insel.
ENDE