Hans Zimmer Live in München

Momentan kann man sich vor Hans Zimmer in Europa nicht retten. Auf seiner Europa-Tournee, die ihn bereits nach Manchester, Hamburg, Zürich und München führte, erstmals nach Slowenien und auch Auftritte in Polen, Ungarn und Tschechien einplant, tritt der frischgebackene Oscarpreisträger auch in der Wiener Stadthalle auf. Mit dabei das aufgrund des Krieges dezimierte ukrainische Odessa Opera Orchestra.

Ö1 ORF Wien 12.4.22

Ungewohnt leise Klänge von Hollywoods Meisterkomponisten Hans Zimmer – einmal nicht der pathetische Berserker am überbordenden Synthesizerpult, der Dark Knight Rider unter den Score-Zauberern.

Der frisch gekürte Oscarpreisträger, mitten auf einer riesigen Bühne in gelber Jeans und blauem Hemd, zeigt sich auf seiner zweimal wegen der Pandemie verschobenen Europa-Tournee von einer leisen, nachdenklichen Seite. Nach der Pandemie ein Konzert für die Familie, die mit rund 10 000 Zuhörern in der restlos ausverkauften Halle zahlreich angereist ist:

Ich möchte nicht, dass das ganze Konzert … mit der Familie zusammen und so weiter.

Auch wenn notorischen Tiefstapler die deutsche Sprache sichtlich schwerfällt – selten hat man den Wahlamerikaner auf seinen raren Tourneen so ausführlich und eindringlich deutsch reden hören. Endlich wieder unterwegs, das habe ihm gezeigt…

Dass das Leben schöner ist …

Mit auf der sowieso von Frauen dominierten Bühne, ob am Keyboard, Schlagzeug oderBass, auch ein zehnköpfiges Teamvon Musikerinnen der Oper Odessa, bereits 2019 für die Tournee engagiert und jetzt als einzige dabei, bedauert Manager Alexandr Lysiuk:

Das ist eine Tragödie, man hat eine große Wut, was da passiert. Aber wir sind Musiker, wir bringen aber der ganzen Welt eine Freude.

Als Teenager hatte der gebürtige Deutsche seine Heimatstadt Frankfurt verlassen müssen, sieben Schulen hatten ihn rausgeschmissen, ein englisches Internat war die letzte Chance und die Chance seines Lebens. Der erste Oscar 1995 mit König der Löwen, dessen Originalsänger Lebohang Morake, alias Lebo M nach fast dreißig Jahren, dieses Mal mit seiner Tochter, auf der Bühne steht:

Um den kommen die großen Hollywood-Filmstudios nicht mehr herum, in letzter Minute sprang Zimmer bei der Vertonung des neuen James-Bond-Films ein. Entwickelte für den scores von Dune, seinem zweiten Oscar neue Instrumente, verfremdete Stimmen, engagierte für das außerirdische klingende Leitmotiv die australische Sängerin Leesa Gerard, die Coronabedingt durch Loire Cotler ersetzt wurde, ein bemerkenswerter Ersatz:

Zimmer tanzt auf vielen Hochzeiten, schreibt Musik für Dokumentarfilme mit David Attenborough, ist sich nicht zu schade für Meditationsapps wie Headspace. Trickfilme, Actionfilme, Liebes- und Abenteurfilme – zuverlässig liefert der Magier der Leitmotive mit teils fünf Filmen pro Jahr nicht nur Geniales, aber die jüngsten Ohrwürmer der Filmgeschichte ab:

Ich habe riesige Angst auf der Bühne zu stehen…

Angesichts der scheinbar grenzenlosen, überbordenden Kreativität sind auch die letzten Kritiker verstummt. Der Vorwurf, er habe das Ende der Filmmusik eingeläutet, seine bombastischen Kompositionen stammten aus einer Knopfdruckschmiede voller Rekruten, herangezüchtet zur nachhaltigen Zimmerisierung der Filmmusik – spätestens nach dem diesjährigen verdienten Oscar für die extraterristisch klingende Weltraumsaga „Dune“ hat Zimmer sich nachhaltig eingeschrieben in die Filmmusikgeschichte und zeigt das beeindruckend auf seiner derzeitigen Europatournee. Auf seiner Tournee durch Europa muss er nicht mehr beweisen, dass er es mit seinem großen Vorbild Ennio Morricone aufnehmen kann, im Musikhimmel:

Wir, die Musik laden Euch ein, eine Tür zu öffnen und etwas zu erleben, etwas zu fühlen, wir wollen Euch nicht sagen, was oder wie Ihr fühlen sollt, es geht einfach nur darum, etwas zu erleben, das finde ich ziemlich cool.

Ich möchte einfach, dass ich für Euch spielen darf. Danke schön.